26.05.2025

Exzellenzcluster: Bayerische Universitäten räumen ab

Von zwölf eingereichten bayerischen Clusteranträgen erhalten zwölf den Zuschlag. „Ein großartiger Erfolg für die bayerischen Universitäten“, resümiert der Vorsitzende von Universität Bayern e.V. Prof. Stephan Leible das gute Abschneiden. Die Universitäten im Freistaat haben die Zahl ihrer Cluster verdoppelt. Zudem sind mit  den Universitäten in Erlangen-Nürnberg und Regensburg zwei weitere Universitäten auf der Exzellenzlandkarte vertreten. Sechs der zehn bayerischen Universitäten sind als exzellente Forschungsstandorte ausgewiesen.

Die Julius-Maximilians-Universität in Würzburg war für zwei Cluster nominiert und hat für beide den Zuschlag bekommen. So kann sie sich erstmals für den Titel einer Exzellenz-Universität bewerben. Mit der TU München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat Bayern bereits zwei solcher Exzellenzuniversitäten. Eine dritte ist nun möglich. TUM und LMU waren mit je sieben Anträgen, darunter sechs gemeinsamen, erfolgreich. Die Universität Bayreuth überzeugte erneut als führender Standort der Afrikaforschung.

Bundesweit werden 70 Exzellenzcluster von 2026 an insgesamt 539 Millionen Euro pro Jahr bekommen, und zwar sieben Jahre lang. Der Bund übernimmt 75 Prozent davon, die Länder tragen den Rest.

„Die konsequente Investition in Wissenschaft und Forschung vor allem mit der Hightech Agenda Bayern hat den Wissenschaftsstandort Bayern nachhaltig gestärkt. Spitzenforschung benötigt auch eine attraktive Umgebung mit einer innovativen Zukunftsstrategie, wie es der Standort Bayern möglich macht“, erklärt Leible.

Die erfolgreichen bayerischen Anträge im Einzelnen:

(Quelle Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst)

EXC 2025, Universität Bayreuth:

Afrika Multipel: Afrikaforschung neu gestalten

Die Universität Bayreuth ist weltweit führender Standort der Afrikaforschung. Der Cluster wird künftig weiterhin die heterogenen und sich gegenseitig beeinflussenden afrikanischen Lebenswelten in ihren relationalen Bezügen untersuchen – ein wissenschaftlich äußerst dringliches Ziel, das durch eine ebenso hohe gesellschaftspolitische Relevanz besticht. Der interdisziplinäre und innovative Zuschnitt des Clusters ermöglicht einen neuen Zugang zu vielen hochspannenden Forschungsfragen und bewirkt ein hohes Maß an produktiver Vernetzung zwischen Bayreuth und seinen vier afrikanischen Partneruniversitäten.

EXC 2089, TUM, LMU München:

e-conversion 2.0

Der Cluster im Bereich der Energieforschung wird neue Herausforderungen angehen, die aus der gestiegenen Komplexität unserer Energiesysteme, dem diversifizierten Ressourcenbedarf und den sich fortwährend ändernden geopolitischen Rahmenbedingungen hervorgehen. Drei übergreifende Themen werden die Forschung leiten: die Steuerung komplexer Mechanismen, die Entwicklung nachhaltiger Strategien und die massive Beschleunigung der Forschungsprozesse.

EXC 2094, LMU München, TUM:

ORIGINS: Vom Ursprung des Universums bis zu den ersten Bausteinen des Lebens

Der Cluster hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung des Universums vom Urknall bis zur Entstehung des Lebens zu verstehen und damit grundlegende Fragen der Menschheit zu beantworten. In den letzten sechs Jahren wurde bereits eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen Bio-, Teilchen- und Astrophysikern in München aufgebaut, um die Ursprünge des Universums zu enträtseln – von Quantenfluktuationen über die Bildung von Galaxien, Sternen und Planeten bis hin zur Entstehung des Lebens. Künftig soll nun auf der Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse ein umfassendes Bild der kosmischen Bewohnbarkeit über die 13 Milliarden Jahre alte Geschichte des Universums erstellt werden.

EXC 2111, LMU München, TUM:

Münchner Zentrum für Quantenwissenschaft und -technologie

Der Schwerpunkt des Clusters liegt auf der Grundlagenforschung in der Quantenwissenschaft, insbesondere auf dem Konzept der Verschränkung – einer zentralen Eigenschaft der Quantenphysik, die für verschiedene faszinierende Phänomene und Anwendungen verantwortlich ist. Künftig sollen die Bemühungen des Clusters im Bereich der Internationalisierung verstärkt und disziplinäre Kooperationen weltweit ausgebaut werden.

EXC 2145, LMU München, TUM:

Munich Cluster for Systems Neurology (SyNergy)

Der Münchner Cluster SyNergy hat ein neues Forschungsgebiet definiert, in dem Systembiologie und systemische Neurowissenschaften auf klinische Neurologie treffen. Getragen von den beiden Münchner Exzellenz-Universitäten und fünf Helmholtz- und Max-Planck-Instituten werden in diesem langfristigen Programm wichtige Erkenntnisse zu zahlreichen neuen krankheitsübergreifenden Pathomechanismen erschlossen und Ansatzpunkte zur Behandlung der wichtigsten degenerativen, entzündlichen und vaskulären ZNS-Erkrankungen entdeckt.

EXC 2147, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, TU Dresden:

Komplexität, Topologie und Dynamik in Quantenmaterialien (ctd.qmat)

Der Exzellenzcluster ctd.qmat hat sich zum Ziel gesetzt, neue Quantenmaterialien zu verstehen, zu beherrschen und anzuwenden und damit die Basis für zukünftige Technologien zu schaffen. Forschende aus Physik, Chemie und Material-wissenschaften verfolgen dabei ein interdisziplinäres Programm: Es verknüpft Theorie und Experiment u.a. in der Materialsuche und der Untersuchung neuer physikalischer Phänomene.

EXC 3039, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:

Transformation der Menschenrechte

Der interdisziplinär angelegte Exzellenzcluster beleuchtet das Potenzial der Menschenrechte als universalistischer Referenzrahmen für die Bewältigung grundlegender Veränderungen in politischen, wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und technologischen Kontexten. Dafür wird aus der juristischen, der philosophischen und der sozialwissenschaftlichen Perspektive analysiert und bewertet, wie Autokratisierung, fragmentierte wirtschaftliche Globalisierung, internationale Migration, planetare Umweltkrisen und Digitalisierung die Menschenrechte verändern, und wie die Menschenrechte ihrerseits diese Trends verändern können und sollten.

EXC 3061, LMU München:

Cross-Cultural Philology. Neue Sichtweisen auf vormoderne Textualität

Der kulturübergreifende Forschungsansatz des Clusters verspricht Erkenntnisse, die weit über die bisherige Forschung im Bereich der Philologie hinausgehen und die die Ansicht widerlegen, Philologie etabliere sich erst im 19. Jahrhundert. Dabei werden die neuen Möglichkeiten der Technologien im Bereich der Digital Humanities aufgegriffen. Ziel ist es, aus der Untersuchung philologischer Praktiken in globaler Vergleichsperspektive eine neuartige Wissens- und Wissenschaftsgeschichte zu entwickeln.

EXC 3092, LMU München, TUM:

Biosystem-Design München (BiosSysteM)

Ziel dieses Clusters ist es, sich selbst organisierende molekulare und zelluläre Systeme mit programmierbaren Eigenschaften, die denen von lebenden Organismen ähneln, zu entwickeln. Dadurch erhofft man sich, das Leben als Phänomen besser zu verstehen, und die Grundlage einer neuen Generation revolutionärer Anwendungen in den Lebenswissenschaften und der Biomedizin zu legen. Anwendungen für diese Systeme reichen von biomolekularen Maschinen für die Biosynthese und intelligenten Materialien über biomedizinische Mikroroboter und musterbasierten Therapeutika bis hin zur Steuerung der Zelldifferenzierung und Organbildung.

 EXC 3112, Universität Regensburg, Universität Halle-Wittenberg, Freie Universität zu Berlin:

Zentrum für Chirale Elektronik

Chiralität bezeichnet die Eigenschaft eines Objekts, sich von seinem Spiegelbild zu unterscheiden. Sie ist in der Natur allgegenwärtig. Ziel der Cluster-Forschung ist es, die Vorteile der strukturellen und elektronischen Chiralität in Festkörpersystemen nutzbar zu machen. Dabei werden molekulare, spintronische und supraleitende Systeme erforscht und deren Potenzial für die Entwicklung ultraschneller und energieeffizienter elektronischer Bauelemente aufgezeigt. Dies schafft die Grundlage für eine zukünftige chirale Elektronik.

EXC 3113, LMU München, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, TUM:

Cluster für Nukleinsäureforschung und -technologien – NUCLEATE

Der bayerische Verbunds-Cluster soll die rasanten Fortschritte in der Nukleinsäureforschung weiter beschleunigen und bahnbrechende Entdeckungen und therapeutische Durchbrüche in der Biomedizin ermöglichen. Hierfür werden die Funktionsweise von Molekülen in biologischen Prozessen untersucht – erstmals in Nukleinsäure-zentrierter Perspektive. Durch den hohen Grad der Interdisziplinarität und die Expertise der drei Universitäten kann ein völlig neuer Forschungsansatz verfolgt werden.

EXC 3137, TUM:

TransforM: Münchner Zentrum für Transformative Technologien und gesellschaftlichen Wandel

Der TransforM-Cluster stellt sich der doppelten Herausforderung, die sozialwissenschaftlichen Grundlagen für hochtechnisierte Gesellschaften weiterzudenken und gleichzeitig Technikentwicklung konsequent mit einem sozialwissenschaftlichen Blick zu verbinden. Als interdisziplinärer sozialwissenschaftlicher Cluster mit Schwerpunkt Technologie sollen hier neue Theorien und Methoden entwickelt werden, um transformative Technologiepfade umfassender zu analysieren und mitzugestalten, so dass sie vielfältige gesellschaftliche Bedürfnisse besser adressieren. Dabei ist die Frage entscheidend: Wie kann man dem wachsenden Misstrauen gegenüber Technologie und der transformativen Wirkmacht neuer Technologien adäquat begegnen.

Titelfoto:

Die Universität Würzburg könnte zur dritten Exzellenz-Universität in Bayern werden

Fotoquelle: Pressestelle Universität Würzburg